Die Weltwoche
07.04.2016
Der schwarze Trommler
Von Eugen Sorg
Der gefeierte Autor Ta-Nehisi Coates beschreibt Amerika als unheilbar rassistisches Land. Was dem Jubelchor von New York Times bis Spiegel entgangen ist: Das Leben des vierzigjährigen Afroamerikaners ist die Widerlegung seiner These.
Wenn jemand eine Gemeinschaft oder eine ethnische Gruppe pauschal beschimpft und verunglimpft, so empören sich deren Angehörige aus nachvollziehbaren Gründen. Sie verwehren sich gegen ihre kollektive Herabwürdigung und die damit einhergehende Unterstellung, austauschbare, willenlose Sozialmarionetten zu sein. Zu Recht halten sie dem Angreifer vor, mit grobschlächtigen Stereotypen und hetzerischen Verallgemeinerungen zu hantieren; Vorwürfe, die ihn als intellektuell ernstzunehmenden Zeitgenossen disqualifizieren.
Anders verhielt es sich im Fall von Ta-Nehisi Coates, Reporter beim Magazin The Atlantic. Der vierzigjährige Afroamerikaner hatte letzten Sommer den Essay «Between the World and Me» («Zwischen mir und der Welt») veröffentlicht, vorgestellt als Brief an seinen fünfzehnjährigen Sohn Samori, tatsächlich eine fiebrig-wütende Abrechnung mit seiner Heimat. Amerika, schreibt er, sei ein unheilbar rassistisches Land, ein ewiger Sklavenhalterstaat, ersonnen «in krimineller Verantwortungslosigkeit» von Menschen, «die sich für weiss halten» und die bis heute am Wahn ihrer rassischen Überlegenheit festhielten. Erkennbar sei dies an der mörderischen Polizeigewalt, die mit demokratischer Zustimmung «wahllos» Schwarze festnehme, foltere, erschiesse, erwürge. «Das Problem mit der Polizei ist nicht, dass das alles faschistische Schweine sind, sondern dass unser Land von Mehrheitsschweinen regiert wird.»
«Krumme Logik weisser Herrschaft»
Der 150-seitige Aufsatz wurde vor allem in den linksliberalen, überwiegend weissen Milieus hymnisch gefeiert. Das Buch sei «essenziell wie Wasser und Luft», schwärmte die New York Times, deren Bestsellerliste es wochenlang anführte. «Das wichtigste Buch des Jahres, wenn nicht des Jahrzehnts» (Elle); voll «grossartiger Schönheit und Kraft» und «überfliessend mit aussergewöhnlichen Einsichten in das wahre Sein schwarzer Existenz und in die krumme Logik weisser Herrschaft» (Dissent); «ein neuer Klassiker unserer Zeit» (Vogue). Ta-Nehisi Coates wurde mit dem renommierten National Book Award geehrt, erhielt von der MacArthur-Stiftung den Freibetrag von 625 000 Dollar, das sogenannte Genie-Stipendium, mit dem alljährlich zwei Dutzend der begabtesten Köpfe des Landes ausgezeichnet werden, wurde von Präsident Obama empfangen, und die Universitäten reissen sich um seine Gastreferate, als sei er der Gesalbte. Ta-Nehisi Coates wurde «der Intellektuelle der Stunde» (Spiegel).
Es war ein bizarrer Kontrast. Da war der erfolgreiche Autor, angekommen auf dem literarischen Olymp. Und da war sein Buch, für das er bejubelt wurde und in dem es auf jeder Seite hiess, dass eine solche Karriere für einen Schwarzen in einem verkommenen Land wie Amerika eigentlich unmöglich sei. Denn «abgrundtiefe Grausamkeit» und «kosmische Ungerechtigkeit» würden dort herrschen, und die Gesellschaft teile sich nicht in Reich und Arm, sondern in Weiss und Schwarz. «Du und ich, mein Sohn», hatte er geschrieben, «wir sind dieses ‹unten›. Das galt 1776. Das gilt auch heute.»
Coates’ ganzes Leben ist die Widerlegung dieser seiner These. Geboren als Kind einer schwarzen, selbstbewussten Mittelstandsfamilie in Baltimore – der Vater Bibliothekar und Verleger, die Mutter Lehrerin –, lernte er das journalistische Handwerk bei Lokalzeitungen, arbeitete eine Zeitlang als Freelancer, um schliesslich zum renommierten Atlantic zu wechseln. Auf den Redaktionen, so erzählt er, machte er zum ersten Mal nähere persönliche Bekanntschaft mit Weissen. Diese unterstützten und förderten ihn, obwohl er sein Studium an der schwarzen Howard University abgebrochen hatte. Er war neugierig, talentiert, und seine Artikel wurden gelesen und später auch ausgezeichnet. Sein Werdegang liefert keinerlei Hinweise, dass er aufgrund seiner Hautfarbe irgendwann benachteiligt worden wäre.
In seinem autobiografisch angelegten Buch berichtet er verschiedentlich von Vorfällen, bei denen er angeblich zum Opfer rassistischer Anmassung geworden sei. Zum Beispiel in jener Szene, als er mit seinem vierjährigen Sohn in der noblen Upper West Side von Manhattan eine Rolltreppe hinunterfuhr. Der Kleine trödelte umher, und eine ungeduldige Dame, eine Weisse, schubste den Kleinen von hinten mit den Worten: «Mach schon.» Vater Ta-Nehisi Coates ärgerte sich, verständlicherweise, und er dreht sich zur Dame hin. Er verrät uns nicht, was er ihr sagte, aber er muss laut geworden sein und bedrohlich gewirkt haben, denn «in meinen Worten glühten der ganze Augenblick und meine ganze Geschichte». Die Frau «zuckte entsetzt zusammen», und einige Passanten stellten sich schützend neben sie. Coates, übergriffig, schob den Nächststehenden zur Seite, worauf dieser mahnte, «ich könnte Sie verhaften lassen», und Coates, «rasend», ging nur nicht auf diesen los, weil ihm einfiel, dass sein Sohn neben ihm stand.
Fantasien bei der Polizeikontrolle
Was war passiert? Eine Frau in Eile hatte ein Kind geschubst, und dessen Vater hatte überreagiert. Ein unbedeutendes, alltägliches Ereignis in einer hektischen Millionenmetropole. Und was macht der Autor damit? Er fabriziert daraus ein pathetisch loderndes Sinnbild des mörderischen Rassismus der weissen Amerikaner. «Es gibt kein sie ohne dich», wendet er sich an seinen Sohn, «und ohne das Recht, dich zu brechen, fallen sie zwangsläufig vom Berg, verlieren ihre Göttlichkeit und purzeln aus ihrem Traum. Und dann müssten sie sich überlegen, wie sie ihre Vorstädte auf etwas anderem bauen als auf menschlichen Knochen, wie sie ihre Gefängnisse nach etwas anderem ausrichten als einem menschlichen Viehhof, wie sie eine Demokratie unabhängig von Kannibalismus begründen. Doch weil sie sich für weiss halten, sehen sie sich lieber an, wie ein Mann unter ihrem Gesetz vor laufender Kamera erwürgt wird. Und lieber schlucken sie das Märchen, dass Trayvon Martin, der schlaksige Teenager mit den Händen voller Süssigkeiten und Brause, sich in eine mörderische Dampfwalze verwandelt hatte. Und lieber schubsen sie mit ihrem ganzen Verstand meinen vierjährigen Sohn, als wäre er bloss ein Hindernis in ihrem ach so wichtigen Tag.»
An anderer Stelle erzählt er, wie er in seinem Auto von der Polizei angehalten wird. Die beiden Cops leuchten in seinen Wagen, überprüfen die Papiere und winken ihn weiter. Eine harmlose Routinekontrolle, über die es nichts zu berichten gäbe. Coates teilt uns aber mit, wie er «panisch» reagiert habe und ihm alle anderen brutalen Polizeiübergriffe durch den Kopf gegangen seien, von denen er schon gehört hatte. «In Berichten habe ich gelesen, dass diese Polizisten Mechaniker gewürgt, Bauarbeiter angeschossen, Verdächtige durch Glastüren von Shopping-Malls geschleudert hatten. Und ich wusste, dass sie dies regelmässig taten, wie angetrieben von einer kosmischen Uhr. Ich wusste, dass sie auf fahrende Autos schossen, auf Unbewaffnete schossen, Männer in den Rücken schossen und behaupteten, sie selbst hätten unter Beschuss gestanden.»
Die Wahrscheinlichkeit, bei einer normalen Ausweiskontrolle von den Cops gewürgt oder durch eine Glasscheibe geworfen zu werden, ist in Amerika wie in jedem anderen demokratischen Land etwa so gross wie jene, von einem vom Dach fallenden Ziegel getroffen zu werden. Die Polizei in PG County oder in Washington DC ist keine kolumbianische Todesschwadron. Wer den Anweisungen der Beamten folgt und keine Leiche im Kofferraum mitführt, hat nichts zu befürchten. Wem trotzdem bei jeder Kontrolle der kalte Angstschweiss ausbricht, leidet unter einer Uniformphobie und sollte es mit autogenem Training versuchen. Oder aber Coates’ manisch anmutende Aufzählung von angeblich willkürlichen Cop-Gräueln ist unredlich und verdankt sich seinem ideologischen Apriori: Das Monster weisser Rassismus durchdringt und dominiert alle Institutionen und Individuen des Landes. Egal, wie sich die Realität präsentieren mag. Kommt Coates wie Millionen andere Autofahrer heil durch eine Kontrolle, hat er einfach Glück gehabt. Allein seine Angst ist ihm Beweis genug, dass das Monster existiert und er ihm noch einmal entkommen ist. Oder die weisse Dame auf der Rolltreppe: Welche Gründe sie auch immer für ihr Schubsen vorbringen würde, Zeitnot, Unachtsamkeit, Ärger, es ist unerheblich. Coates kennt ihr wahres Motiv. «In Amerika ist es Tradition, den schwarzen Körper zu zerstören – es ist sein Erbe.»
Entscheidende Fakten unterschlagen
Der nonchalante Umgang des preisgekrönten Autors mit der Empirie zeigt sich auch bei anderen Fällen. 2012 war in Florida der schwarze Jugendliche Jordan Davis von einem weissen Mann nach einem Streit erschossen worden, weil er sich geweigert hatte, seine Musik leiser zu stellen. Einen Tag nach der Tat stellte der Mann sich der Polizei. Coates schreibt über den Prozess: «Der Mörder wurde nicht für den Mord am Jungen verurteilt, sondern dafür, dass er wiederholt geschossen hatte, als die Freunde des Jungen sich zurückzuziehen versuchten. Den schwarzen Körper zu zerstören, war zulässig – nur effizienter wäre besser gewesen.» Dies ist eine grobe Entstellung des tatsächlichen juristischen Verfahrens. Der Mord an Davis war in keiner Weise als «zulässig» beurteilt worden. In einem ersten Prozess war das Gericht blockiert, weil die Jury bezüglich der Höchststrafe keine Einstimmigkeit erzielt hatte. In einem zweiten Prozess ein halbes Jahr später wurde der Täter aber wegen Mordes zu einer unbedingten lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilt, zusätzlich zu den neunzig Jahren Haft aus dem ersten Prozess wegen versuchten Mordes und wegen Schiessens auf ein mit Menschen besetztes Fahrzeug. Coates kannte den Fall gut, er hatte ihn als Journalist begleitet. Offensichtlich zog er es aber vor, entscheidende Fakten zu unterschlagen, weil sie nicht in sein manichäisches Weltbild passten.
Ein leicht irritierendes Merkmal des Textes ist der exzessive Gebrauch des Wortes «Körper». Nicht schwarze Menschen werden versklavt, nicht schwarze Männer, Frauen oder Kinder, sondern «schwarze Körper». Auf jeder Seite, über 150-mal wird dieser «Körper» auf jede erdenkliche Weise geplündert, verstümmelt, missbraucht und ausgelöscht. Ein Rezensent des deutschen Tagesspiegels glaubte hinter dieser Prosa eine coatesche «Metaphysik des Physischen» zu entdecken. Wahrscheinlich mutet er aber diesem Autor zu viel des Tiefsinns zu. Eher handelt es sich bei der unablässigen Beschwörung des «schwarzen Körpers» um ein Stilmittel, um eine Art Regietrick. Er soll die Unmittelbarkeit der rassistischen Gewalt spürbar machen, das Klatschen der Lederpeitsche, das Klirren des Halseisens, soll in seiner hypnotischen Repetition suggerieren, dass sich seit der Zeit der rohen Sklaverei nichts Wesentliches in Amerika verändert hat.
Der Aufsatz ist mit Drive, Energie, Rhythmus und in der Atemlosigkeit des Ausnahmezustandes geschrieben, dessen Aura der Dringlichkeit durch lyrische Verdichtungen und expressionistisches Pathos intensiviert wird. Die Sprache will nicht klären, sondern aufwiegeln, die Wucht der Bilder soll überwältigen, die Masslosigkeit der Vergleiche einschüchtern. Anstelle von logischen Beweisführungen und der Entfaltung von Gedanken werden Behauptungen obsessiv wiederholt, Argumente durch apokalyptisches Trommeln ersetzt. «Zwischen mir und der Welt» ist weniger eine seriöse Analyse als der düster geschliffene Gospel eines talentierten, von rassischen Ressentiments beherrschten und selbstverliebten Rhetors, der sich nicht um die Wahrheit seiner Predigt kümmert, sondern nur um deren Wirkung.
Vaters schwarzer Ledergürtel
Liest man Coates’ Traktat genau, dann fällt auf, dass er selbst nur zwei Mal in seinem bisherigen Leben direkt mit einem Gewaltereignis konfrontiert wurde – beide hielt er für bemerkenswert genug, um an sie zu erinnern, sieht man vom harmlosen Rencontre mit der Dame auf der Rolltreppe ab. Das ist wenig für ein Land, das darauf aufgebaut sein soll, den «schwarzen Körper auszulöschen». Beide Male ging die Gewalt von Schwarzen aus. Im ersten Fall vom eigenen strengen Vater, der ihn schon wegen Kleinigkeiten mit seinem schwarzen Ledergürtel züchtigte. Im zweiten von den Gangs in seinem Viertel, als eines Tages ein anderer Junge plötzlich eine Waffe zog und der elfjährige Ta-Nehisi mit Schrecken realisierte, dass der Tod in seiner Welt nur ein Wimpernschlag entfernt liegt.
Schuld an diesen Vorfällen aber hatten, so Coates, letztlich die Weissen. Der Vater verprügelte den Sohn aus Angst, um zu verhindern, dass dieser draussen auf der Strasse einen fatalen Fehler beging. «Entweder ich schlage ihn oder die Polizei.» Auch die brutalen Gangs, die ganze Stadtquartiere in brandgefährliche Kampfzonen verwandeln, waren Spätopfer der weissen Sklavenhalter. Ihr martialischer Auftritt, ihre Goldringe und die bodenlangen Ledermäntel, unter denen sie Pistolen trugen, waren nur eine Rüstung gegen die feindliche Welt, ein Versuch, die eigene Verletzbarkeit zu bannen. «Wenn ich heute an diese Jungs denke, sehe ich die Angst, und ich sehe, wie sie sich gegen die Geister der bösen alten Zeit wappnen, in der der Mississippi-Mob sich um ihre Grossväter scharte, um die Zweige des schwarzen Körpers abzufackeln und wegzuschneiden. Die Angst lebt in ihrem federnden Gang, ihren tief hängenden Jeans, ihren grossen T-Shirts, dem präzisen Winkel ihrer Baseballcaps.»
Schwarze sind in der kitschigen Getto-Soziologie dieses Autors immer unschuldig, als wären sie unmündige Kinder, unfähig, freie Entscheide zu fällen und Verantwortung für ihr Tun zu übernehmen. In sämtlichen Kriminalitätsstatistiken sind Schwarze, gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil, stark übervertreten. Ob Gewaltverbrechen oder sogenannte White-collar-Delikte wie Fälschung, Betrug, überall überflügeln Schwarze alle anderen ethnischen Gruppen. Die grösste Gefahr für Schwarze sind allerdings nicht Polizisten oder weisse Rassisten, sondern andere Schwarze. 94 Prozent aller schwarzen Mordopfer wurden von Schwarzen getötet. Wer auf diesen Umstand hinweist und für die sozialen Pathologien in der afroamerikanischen Community noch andere Gründe in Erwägung zieht als ein rassistisches System, wird von Coates scharf abgekanzelt und zum moralischen Mörder erklärt. «‹Black-on-black crime› zu brüllen, bedeutet, einen Menschen zu erschiessen und ihn dann für seine Wunden zu schmähen.»
Die argumentativen Schwächen und manipulativen Manöver dieses Buches sind leicht zu erkennen. Trotzdem war nur wenig Kritik zu vernehmen. «Eine Karikatur schwarzer Realität», urteilte etwa der afroamerikanische Publizist Randall Kennedy im Prospect, «eine überschätzte Epistel.» Im Magazin Politico hiess es: «Zuweilen völlig albern und moralisch durchwegs engstirnig.» Solch nüchterne Stimmen blieben aber die Ausnahme, überschwängliche Jubelfeiern für den Meisterdenker Coates waren die Regel. Es stellt sich die Frage, warum sich gebildete Menschen dafür bedanken, dass man sie als Angehörige jener ethnischen Gruppe, «die sich für weiss hält», kollektiv beschimpft. Exemplarisch für die intellektuellen Applaudierer formulierte es der Buchkritiker der Washington Post: «Es ist Coates, dem sich so viele von uns zuwenden, um ihm beizupflichten, ihn herauszufordern, oder häufiger, um unsere Ansichten aus dem Ton zu formen.»
Schuldgefühle der weissen Mittelschicht
Coates ist talentiert, er schreibt gut. Aber dies kann nicht der Hauptgrund für die Verehrung sein, viele andere können auch gut schreiben. Oder ist es der radical chic, den sein Stil und seine von ihm zelebrierte Herkunft aus dem Getto verströmen und der die zumeist aus geordneten weissen Verhältnissen stammenden Bewunderer fasziniert? Spielen die Schuldgefühle der liberalen weissen Mittel- und Oberschicht eine Rolle, die, verunsichert durch ein Klima der grassierenden politischen Korrektheit, sich nicht mehr getrauen, auf ihre Herkunft und Leistungen stolz zu sein? Die sich vor dem Chaos und der Gewalt in den Innenstädten fürchten und hoffen, mit der Belobigung eines rassischen Scharfmachers wie Coates den Zorn des Gettos ein wenig von sich wegzulenken?
Für Letzteres spricht, dass die demokratisch stimmenden Eliten in den Medien und an den Universitäten Ta-Nehisi Coates umso mehr ins Herz schlossen, je radikaler er auftrat und je unversöhnlicher er argumentierte.
«Wir sind keine Rassisten», konnten sie damit demonstrieren und gleichzeitig mit dem Finger auf ihre politischen Gegner zeigen, die für die Republikaner stimmenden Provinzler aus Middle America, die Kirchgänger und Konsumenten von Fox-News, die einfachen und durchschnittlichen Amerikaner, denen sie zwar nie begegnen, deren schlechten Kleidergeschmack und deren falsche Meinungen sie aber verachten und über die Obama mit unnachahmlicher Blasiertheit einmal gesagt hat: «Sie werden bitter, und sie klammern sich an die Gewehre, an die Religion oder an die Abneigung gegenüber Leuten, die nicht sind wie sie.» «Diese sind die Rassisten», signalisierte die Umarmung Coates’, «an diese sollt ihr euch halten. Uns müsst ihr verschonen, denn seht her, wir sind die Guten.»