Basler Zeitung

24.04.2018

Randnotiz

«Die Hexe ist tot»

Von Eugen Sorg

Auf den Tod der 92-jährigen Barbara Bush reagierte eine weltweite Trauergemeinde mit Anteilnahme und Kondolenzbezeugungen. Die Ehefrau respektive Mutter von zwei amerikanischen Präsidenten war, über die politischen und ideologischen Lager hinaus, geachtet und bewundert worden als starke Frau und ungekünstelte Persönlichkeit. Sie sei der «Fels der Familie» gewesen, so Trauergast Barack Obama.

Ganz anders sah es jedoch Randa Jarrar, Professorin für Kreatives Schreiben an der staatlichen Universität von Fresno/Kalifornien. Kaum war das Ableben der früheren First Lady vermeldet worden, teilte Jarrar via Twitter mit, die Verstorbene sei eine «… unglaubliche Rassistin gewesen, die, zusammen mit ihrem Ehemann, einen Kriegsverbrecher grossgezogen hat. Verpisst euch mit euren netten Worten.» Nach empörten Reaktionen doppelte sie nach. Sie sei «glücklich», dass «die Hexe tot» und Sohn George W. «jetzt wahrscheinlich sehr traurig» sei. Und sie könne «den Hingang des Restes der Familie kaum erwarten …».

Für Kritiker, die «wirklich mit mir reden wollen», postete sie eine angeblich persönliche Telefonnummer. Tatsächlich war es eine 24-Stunden-Notrufnummer für Suizidgefährdete. Die Hotline an der Arizona State University erhält normalerweise rund fünf Anrufe pro Woche. Nach Jarrars Posting waren es 50 bis 70 pro Stunde.

Die 40-jährige arabo-amerikanische Akademikerin hatte zum letzten Mal etwas Aufmerksamkeit erregt, als sie forderte, weisse Frauen sollen darauf verzichten, Bauchtanz zu praktizieren. Bauchtanz «gehört ursprünglich uns», den «braunen» arabischen Frauen, behauptete sie, und dessen Übernahme durch weisse Tänzerinnen sei ein «rassistischer» Akt der «kulturellen Aneignung auf dem Rücken arabischer Frauen».

Jarrars Reaktionen auf Barbara Bushs Tod sind abstossend, primitiv, verroht; ihre rassisch argumentierenden Auslassungen zum Bauchtanz absurd und grotesk. Aber sie sind geschützt durch das Recht auf freie Meinungsäusserung. Die eigentliche Frage lautet: Was ist los mit den amerikanischen Hochschulen, dass Figuren wie Randa Jarrar für fähig erachtet werden, die künftige Elite des Landes zu unterrichten?

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