Basler Zeitung

06.12.2016

Randnotiz

Sind Cops Schweine?

Von Eugen Sorg

Die amerikanische Polizei, die Gerichte, die Gefängnisse, ja die ganze Gesellschaft sind verseucht von einem tief sitzenden Rassismus, einem Rassismus der Weissen gegenüber den Schwarzen. Dies behauptet die Bewegung «Black Lives Matter», gegründet nachdem ein Nachbarschaftswachmann den jungen Schwarzen Trayvon ­Martin während eines Gerangels erschossen hatte und von einem Gericht freigesprochen worden war. Dies behaupten aber auch die führenden linksliberalen Medien des Landes, der amtierende Präsident, dessen alter und neuer Justizminister und ein Grossteil der akademischen und kulturellen Eliten. Und sie alle jubelten dem afroamerikanischen Publizisten Ta-Nehisi Coates zu, der 2015 in seinem Bestseller «Zwischen mir und der Welt» Sätze formulierte hat wie diesen: «Das Problem mit der Polizei ist nicht, dass das alles faschistische Schweine sind, sondern dass unser Land von Mehrheitsschweinen regiert wird.»

Nun haben John Lott (Crime Prevention Re­­search Center) und Carlisle Moody (College of William and Mary) in einer neuen Studie 2699 Fälle tödlicher Polizeigewalt untersucht, die landesweit zwischen 2013 und 2015 stattgefunden haben. Sie wollten herausfinden, ob «weisse Polizei­beamte voreingenommen schwarze ­Verdächtige ins Visier nehmen». Die Datenauswertung liefert keinerlei Hinweise darauf, dass weisse Cops eine ausgeprägtere Bereitschaft als ihre schwarzen ­Kollegen zeigten, auf schwarze Verdächtige zu schiessen. Im Gegenteil: Die Wahrscheinlichkeit, von einem schwarzen Polizisten erschossen zu werden, war für einen schwarzen Verdächtigen drei bis fünf Mal grösser. Und ein weiterer Befund: Auch weibliche Sicherheitskräfte drückten ­häufiger ab als ihre weissen Kollegen. Das ­Untersuchungsergebnis widerspricht diametral der Behauptung, ein grassierender weisser ­Rassismus sei dafür verantwortlich, dass überproportional viele Schwarze Ziel von Polizeikugeln werden. Doch gegen die Polizei zu hetzen und sich als Opfer zu zelebrieren, wie dies die «Black Lives Matter»-Aktivisten tun, ist einfacher, als sich mit der traurigen Tatsache zu befassen, dass Schwarze, obwohl sie nur dreizehn Prozent der Bevölkerung ausmachen, für über die Hälfte aller Morde und Raube verantwortlich sind.

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