Basler Zeitung

03.10.2017

Randnotiz

Cops und Killer

Von Eugen Sorg

Das Stadion hielt den Atem an, als der amerikanische Football-Star Colin Kaepernick beim Erklingen der Nationalhymne sich niederkniete, statt aufzustehen wie alle seine Kollegen und das Publikum. Er könne «keinen Stolz für die Flagge eines Landes zeigen», begründete der Mann seinen Auftritt, «das Schwarze und Farbige unterdrückt». Es gebe Wichtigeres als Football, fuhr er dramatisch fort: «Da liegen Leichen in den Strassen, und Leute kriegen unbezahlten Urlaub und kommen mit Mord davon.» Mit den Leichen meinte er junge Schwarze, mit den laufen gelassenen Mördern die rassistischen Cops. Kaepernicks Protest fand Anklang. Zwei Jahre später knien im ganzen Land meist schwarze Football-Profis nieder, sobald in der Arena die Hymne ertönt.

Tatsächlich gibt es viele schwarze Mordopfer in den Städten Amerikas. Die Publizistin Heather Mac Donald hat sich die Zahlen angeschaut. 7881 Morde waren es letztes Jahr, 900 mehr als im Jahr zuvor. Die Täter waren aber überwiegend ebenfalls schwarz. Weisse machten nur rund drei Prozent aus. Und was die angeblich schiessfreudigen und rassistischen Polizisten betrifft: 2016 wurden rund tausend Verdächtige durch Polizeiintervention getötet. Die Hälfte der Opfer waren Weisse, ein Viertel Schwarze, und diese wiederum meistens bewaffnet und gefährlich. Man rechne: Bei einer Bevölkerung von 340 Millionen und landesweit 900 000 Cops ist dies kein skandalöser Befund.

Cops hingegen haben mehr von Schwarzen zu befürchten als Schwarze von Cops. Das Risiko, dass ein Polizist von einem afroamerikanischen Täter erschossen wird, ist 18,5 Mal grösser als umgekehrt. In der letzten Dekade waren 42 Prozent der Copkiller schwarze Männer – obwohl sie lediglich sechs Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Die von radikalen Gruppen wie «Black Lives Matter» und den linksliberalen Eliten befeuerte Knie-Kampagne der tätowierten Football-Millionäre hilft am allerwenigsten den Schwarzen selber. Das Insistieren darauf, diese seien das ewige Opfer weisser Rassendünkels, verhindert den Blick auf die Pathologien der eigenen Community und fördert Unmündigkeit und destruktive Wut. Die Hetze gegen die Polizei wiederum könnte dazu führen, dass sich die Streifenbeamten von den gefährlichsten Ecken der Innenstädte fernhalten. Wo sie am meisten benötigt werden. Der jüngste starke Anstieg der Mordraten scheint dies zu bestätigen.

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