Basler Zeitung

16.01.2018

Randnotiz

Drecksloch-Länder

Von Eugen Sorg

Als shithole countries, Drecksloch-Länder, soll Präsident Trump Staaten wie Haiti oder El Salvador oder diverse afrikanische Nationen an einer geschlossenen Sitzung bezeichnet haben. Das neueste Beispiel ungeschlachter Trump-Sprech ging um die Welt und wurde mit schäumender Empörung kommentiert. «Rassistisch» sei eine solche Aussage, hyperventilierten die linksliberalen Medien, «schockierend rassistisch» sogar, vermeldete der Menschenrechtsrat der UNO, «entsetzt» und «beunruhigt» zeigte sich die Afrikanische Union. Und Hollywood-Ikone Sean Penn nannte Trump einen «Feind der Menschheit». Aber was bedeutet der Begriff shithole? Gemäss Oxford English Dictionary ist es ein «desolater, heruntergekommener Ort». Shithole ist also eine nicht gerade feingeistige oder magistrale, doch eine zutreffende Bezeichnung für ein Armenhaus wie Haiti, oder für El Salvador, dem Land mit der weltweit höchsten Mordrate, oder für die Bürgerkriegsruinen Somalia oder Libyen.

Weiter belehrt uns der Dictionary, dass der Term shithole, Scheissloch, wahrscheinlich aus der militärischen Welt stammt, wo er «Latrine» bedeutet, aber ebenfalls «Anus». Von der Kaserne fand er seinen Weg in die Umgangssprache und auch in die Literatur, wie der Dictionary mit zahlreichen Beispielen belegt. Immer bezieht er sich auf eine erbärmliche Situation oder auch auf eine Person, die ebenfalls ein shithole, also ein «Arschloch», sein kann. Aber nie ist der Begriff eine Chiffre für irgendwelche rassischen Vorurteile, er ist nicht rassistisch konnotiert.

Wenn Journalisten zu Aktivisten werden, verludert ihr Berufsstand. Die sprachliche Sorgfalt verschwindet und mit ihr das Bemühen, die Dinge zu unterscheiden, nüchtern einzuordnen und mit angemessener Distanz darüber zu berichten. Dies geschieht zweifellos im Falle Trumps. Die meisten Medien befinden sich seit über einem Jahr in einer Art von Anti-Trump-Delirium und befeuern jedes Gerücht, jede Schmähung, jede Aussage, die dem Rüpel im Weissen Haus irgendwie schaden könnten. Am meisten schaden sich damit aber die Medien selber. Ihr moralisches Eifern wirkt hohl, ihre Glaubwürdigkeit schwindet. Millionen Amerikaner denken wie der Präsident, dass Haiti ein shithole ist, und sie wissen, dass sie deswegen keine Rassisten sind.

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