Die Weltwoche / Eugen Sorg

10.05.2007

Stars

Die Entmannung

Wie Angelina Jolie ihren Freund Brad Pitt domestizierte.

Mit dem Road-Movie «Thelma & Louise», genau genommen mit einer kurzen Szene, drängte sich Brad Pitt zum ersten Mal ins Bewusstsein des Kinopublikums. Er spielte in einer Nebenrolle den Autostopper J. D., der Thelma verführt und mit deren Geld verschwindet. Als er auf einem Polizeiposten dem Ehegatten Thelmas zufällig begegnet, vollstreckt er dessen Demütigung mit einer Bewegung. Er lässt sein Becken kreisen und lacht dem Rivalen, der sofort verstanden hat, schmierig-triumphierend ins Gesicht.

Die neunziger Jahre gehörten Pitt. Ob als psychopathischer Serienkiller in «Kalifornia», als labiler Cop in «Seven», als prügelnder Borderliner in «Fight Club», immer agierte er mit jener aufreizenden Körperlichkeit. Er galt als «sexiest man alive».

Die ersten, noch harmlosen Anzeichen einer Entmannung zeigten sich während seiner Ehe mit Jennifer Aniston, der Schauspielerin, die bei gemeinsamen Auftritten eine verspannte Fröhlichkeit verbreitete, als wolle sie die Panik überspielen, ihren Mann an eine andere zu verlieren. Pitt begann sich über Massen für häusliche Angelegenheiten wie Architektur, Design und Möblierung zu interessieren und äusserte den Wunsch, «Kinder zu haben».

Was Aniston nicht schaffte, brachte ihre Nachfolgerin Angelina Jolie zustande. Die wunderschöne, halbverrückte Aktrice verwandelte das Sexsymbol in kurzer Zeit in ein gutmütiges, geschlechtsloses Wesen. Kaum hatten sie sich 2005 auf einem Filmset kennengelernt, begann Pitt sich schwarz zu kleiden und tauchte auf Benefizanlässen für Humanitäres und Afrika auf. Genau wie seine neue Freundin. Er trug dieser die Kinder hinterher, die sie in armen Ländern adoptierte, akzeptierte kuriose Namen wie Pax, die sie für die neuerworbenen Kleinen aussuchte, und lächelte selig, als sie entschied, dass er seinen Namen dem ihrigen anhängen durfte: Shiloh Nouvel Jolie-Pitt heisst ihr gemeinsames Kind.

Im letzten Film, «Babel», wo er einen Familienvater gab, wirkte er blutleer. Gleichzeitig dominierte Jolie mit unanständiger Lebendigkeit die People-Anlässe und entzückte mit Aussagen wie, sie sei schon «im Kindergarten sehr sexuell gewesen». Im April gab es Gerüchte, das Paar wolle eine Paarberatung aufsuchen. Im gleichen Monat wurde Jolie gesehen, wie sie mit Schauspieler Olivier Martinez flirtete. Brad sei der «tolle Vater, den ich gesucht habe», sagte sie. Dies meinte sie bestimmt ehrlich. Nur verliert der Mann, ist er von der Frau zum handzahmen familiären Beuteltier domestiziert worden, für diese die Attraktivität. Man kann hoffen, dass Pitt wieder gute Filme macht, wenn die Jolie ihres Hausmanns endgültig überdrüssig geworden ist.

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