Basler Zeitung

29.03.2016

Randnotiz

«Folter funktioniert»

Von Eugen Sorg

Eben noch freuten sie sich über den beginnenden Urlaub oder dachten an das bevorstehende Geschäftsmeeting, und schon wurden sie von der Wucht der explodierenden Bombe durch die Luft geschleudert, zerfetzt und verstümmelt, und, wenn sie überlebten, für immer traumatisiert. Auf den jüngsten Terroranschlag extremistischer Muslime in Brüssel vor einer Woche reagierten Medien und Politiker wie gewohnt. Erstere tiefgründelten über die möglichen Motive der Bluttat, als wären diese nicht seit Längstem bekannt; Letztere verurteilten «entschieden» das Verbrechen, drückten ihre «Erschütterung» und ihre «Solidarität mit den Opferfamilien und dem belgischen Volk» aus. «Die freien Gesellschaften», versuchte Angela Merkel Zuversicht zu verbreiten, würden sich «als stärker erweisen als der Terrorismus». Aber wie?, fragten sich viele.

Die Leute wollen keine Phrasen, Platti­tüden und Schönfärbereien. Und schon gar nicht eine Reaktion wie diejenige der Hohen Vertreterin der EU für Aussen- und Sicherheitspolitik, Federica Mogherini, die zu weinen begann, als sie an einer Pressekonferenz über die Brüsseler Attentate informiert wurde. Die Bevölkerung will Politiker, die in der Lage sind, Realitäten zu ertragen, zu benennen und mit konkreten Massnahmen für Sicherheit zu sorgen. Ist es doch ausserhalb der polit-medialen Elitezirkel den meisten übrigen Zeitgenossen klar, dass eine schnell wachsende und sich stetig radikalisierende, integrations­feindliche muslimische Minderheit die grösste politische Bedrohung eines freien Europas ist. Kurz nach dem Brüsseler Massaker hatte sich Rüpel-Kandidat Donald Trump gemeldet. Wäre er ­Präsident, teilte er mit, würde er für «starke Grenzen» sorgen; er würde die Muslime überwachen, «im Speziellen die Moscheen»; und er würde «Waterboarding und vieles mehr» wieder legalisieren: «Folter funktioniert.» Angewandt auf Salah Abdeslam, den kürzlich gefassten Attentäter von Paris, hätte die Attacke in Brüssel «möglicherweise verhindert werden können».

Weitere Anschläge islamischer Todessekten werden folgen. Spätestens nach dem sechsten oder siebten werden auch die pazifistischen europäischen Eliten ernsthaft über Trumps Brachialmethodik nachzudenken beginnen. Moral und Schönheit sind wichtig. Aber das eigene Überleben geht vor.

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