Eine Frage der Moral

27.11.2015

Klimaterrorismus

Von Eugen Sorg

Politische und gesellschaftliche Katastrophen mit Klimawandel in Zusammenhang zu bringen, ist keine Erfindung apokalyptischer Grüner. 1941 ­beispielsweise berichtete die amerikanische ­Zeitung The Mason City Globe Gazettevon ­Clarence A. Mills, Professor für Experimentelle Medizin an der Universität Cincinnati, der die Ursachen für den Siegeszug der Faschisten in Europa gefunden zu haben glaubte. «Ansteigende globale Temperaturen», so der Akademiker, hätten Hitler und Mussolini zur Macht verholfen. Denn «die Menschen sind bei warmem Wetter gefügiger und leichter zu lenken als bei kaltem Wetter».

35 Jahre später wurde ein «Arbeitspapier» des Auslandsgeheimdienstes CIA veröffentlicht, das vor weltweiten Unruhen warnte. Auslöser für diese politischen und ökonomischen Desaster, die «beinahe jenseits des Vorstellbaren» liegen ­würden, sei der Klimawandel. Allerdings nicht eine Erwärmung, sondern eine bevorstehende «Abkühlung». Die Klimaprognose der CIA stützte sich auf eine wissenschaftliche Studie der ­Universität Wisconsin, die nachwies, dass sich das Klima seit 1960 abkühlte. «Ein Grad Celsius ­kältere Temperaturen» auf der nördlichen ­Halbkugel würde genügen, um im Süden «Dürren und Hungersnöte» auszulösen.

Und in jüngster Zeit inspirierte die Gewaltorgie im und aus dem Nahen Osten etliche Personen des öffentlichen Lebens zu halsbrecherischen ­Klimaspekulationen. «Der Klimawandel» sei eine «Hauptursache des Terrors und des Kriegs in Syrien», liess sich Prinz Charles vernehmen. ­Dasselbe behauptete auch Bernie Sanders, ­Sozialist und demokratischer Bewerber um das Amt des amerikanischen Präsidenten: «Der ­Klimawandel ist direkt verbunden mit dem ­Aufkommen des Terrors.»

Wie genau der Klimawandel, der nun wieder eine Erwärmung meint, dafür verantwortlich sein soll, dass jemand seinem Nachbarn den Kopf ­absäbelt oder nach Paris reist, um sich in einem vollen Konzertsaal in die Luft zu sprengen, wird nicht erklärt; ebenso wenig, warum der Klimawandel nur muslimische, aber keine christlichen oder jesidischen Zeitgenossen zu Terroristen macht; und gleichfalls bleibt ungelöst, wie der ­Klimawandel überhaupt eine Wirkung haben konnte, hat doch seit achtzehn Jahren keine ­globale Erwärmung mehr stattgefunden und sind der Krieg in Syrien und der terroristische ­Islamische Staat doch erst wenige Jahre alt.

Solch offensichtlichen Ungereimtheiten hinderten aber auch US-Aussenminister John Kerry nicht daran, den «Klimawandel» und die damit einhergehende «verheerende Dürre» in Syrien als Ursache zu benennen, aus einer «schlimmen Situation eine noch viel schlechtere gemacht zu haben».

Nur herrschte in den landwirtschaftlichen Zonen entlang der türkischen Grenze, um Aleppo herum und südlich von Damaskus in den Jahren vor den Unruhen nie eine Dürre. Es gab zwar eine Versteppung einzelner Gebiete, aber die verdankte sich einer Vervierfachung der Bevölkerung innert fünfzig Jahren; einem forcierten Anzapfen der Grundwasservorräte; einer Landflucht, weil viele Bauern die steigenden Preise für das Benzin, das sie für die Wasserpumpen und den Transport der Produkte auf die städtischen Märkte nicht mehr bezahlen konnten.

Während der unterbeschäftigte, hoch ­subventionierte, ewige Thronanwärter Prinz Charles noch nie durch Intelligenz aufgefallen ist, kann man bei Kerry den schuldmildernden Umstand der Dummheit nicht gelten lassen. Kerry ist für seine Aussagen moralisch vollumfänglich verantwortlich. Der Unfug, den er äussert, dient dem windigen, politischen Ziel, von der kläglich gescheiterten Aussenpolitik seines obersten ­Vorgesetzten abzulenken. Nicht krasse Fehl­entscheide, falsche Lagebeurteilungen, Führungsunfähigkeit von Präsident Obama haben das brandgefährliche Chaos in den islamischen ­Regionen entstehen lassen, sondern höhere Gewalten wie Wetter, Niederschläge, durch ­politische Gegner verursachte Klimaerwärmung.

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